Tag 17+18

Mittwoch - 17.08.2016

Endlich mal ein wenig ausschlafen. Und sogar so lange, wie wir wollten. Dennoch sind viele von uns gegen 8 Uhr aufgestanden. Den ganzen Vormittag konnten wir zur freien Verfügung nutzen. Das Frühstück war im Vergleich zur Cafeteria der MSU dürftig, aber dennoch sehr lecker und ausreichend (man kann ja nicht immer frühstücken wie ein Kaiser). Warum wir das alles um 8 Uhr morgens gemacht haben? Natürlich um Zeit für's shoppen zu haben. 

Ein wenig die Straße runter (ca 2 km) befindet sich das Shopping-Paradies von Chicago: Die Magnificent Mile. Was auf dem Stadtplan nach einem relativ kurzen Spaziergang aussah, entpuppte sich als kilometerlanger Marsch. Der hat sich aber definitiv gelohnt. Von Süßigkeiten in einem riesigen Candy-Shop bis "I love Chicago"-Pullovern gab es dort alles. Vor allem der Disney-Store hat es uns angetan. Diesen haben ein paar "Austausch-Menschen" mit einigen Kindern und den Worten "Let the Magic begin" eröffnet.

Für viele stand ein anderer Shop jedoch als erstes auf dem Plan - das Hard Rock Café. Also haben wir uns mit Hilfe von Google Maps einen Weg durch die Straßen von Chicago gebahnt. Da wir um 1 Uhr wieder zurück im Hostel sein sollten, klapperten wir auf dem Rückweg noch schnell ein paar Shops ab. Von da ging's dann auch schon wieder direkt weiter zum Mittagessen: Sandwiches. Mal wieder... Aus irgendeinem Grund hatten die Mitarbeiter gerade wegen unserer recht besonderen Extrawünsche leichte Probleme mit 29 Bestellungen auf einmal. 

Danach ging es dann über die einstündige Zugfahrt zur Jugendbegegnung in die Lake Region Bible Church. Wir wurden sehr herzlich begrüßt und sofort kamen Jugendliche, um mit "the Germans" zu reden und sich auszutauschen. Um uns besser kennen zu lernen, hatten die Jugendlichen einige Spiele für uns vorbereitet. Unter anderem spielten wir eine Art Völkerball - nur mit für uns merkwürdigen Regeln. Nach so vielen sportlichen Aktivitäten in der prallen Sonne war es schon wieder Zeit fürs Essen. 

Typisch amerikanische "Sloppy Joes", bestehend aus Hackfleischsauce, Burgerbrötchen und Salat. Zum Nachtisch gab es Cookies und Kuchen. Hauptthema beim gemeinsamen Essen waren mal wieder die unterschiedlichen Essgewohnheiten in den beiden Ländern. Aber auch über das Schulsystem und die Jugendarbeit in der Kirche wurde gesprochen.

Als die Sonne langsam unterging, gab es einen kleinen Gottesdienst mit Band und vielen Worship-Songs im Gottesdienstraum. Der Pfarrer hatte extra für diesen Abend eine kleine Bibeleinheit vorbereitet, in der er uns auch viel über die Geschichte der Lake Region Bible Church erzählte.

Danach ging es raus zum bereits brennenden Lagerfeuer. Auch die uns bekannten und sehr beliebten S'mores waren wieder mit dabei. Christopher bekam von den amerikanischen Jugendlichen eine Gitarre in die Hand gedrückt und stimmte einige Worshipsongs an. Sowohl amerikanische, als auch auf Wunsch der Amerikaner, deutsche Songs. Erneut entwickelten sich interessante Gespräche. Die amerikanische Jugend scheint ungewöhnlich interessiert an deutscher Rapmusik zu sein. Ein Glück, dass niemand Haftbefehl oder Kollegah weiterempfohlen hat. Leider ging es dann schon zurück zum Zug und nach einem herzlichen Abschied zogen wir dann schweren Herzens von dannen.

Donnerstag - 18.08.2016

Morgens begrüßte uns die Sonne und wir wussten, dass heute wieder ein wunderbarer Sightseeing-Tag wird. Nach dem Frühstück zogen wir los zum Chicago River und fuhren mit dem Watertaxi Richtung Downtown. Nun ging es für einige ab zum Navy Pier. Direkt am Wasser konnte man die Skyline von Chicago am besten sehen und fotografieren. Andere stürmten die Läden an der Magnificant Mile, gingen vegan essen, verschickten Postkarten oder chillten im Hostel.

Eine erfrischende Abkühlung konnte man sich an den verschiedenen Springbrunnen holen. "Pitsche patsche nass" lässt sich das warme Wetter am besten aushalten.

Doch nach dem Abendessen wartete ein ernstes Thema auf uns. Wir fuhren zu den Emmaus Ministries in ein weiter außerhalb gelegenes Viertel. Kathy, eine hauptamtliche Mitarbeiterin, erzählte uns begeistert über ihre Arbeit und beantwortete alle unsere Fragen. Sie und ihre Kollegen helfen männlichen Prostituierten aus dem Teufelskreis von Drogen, Geld und Prostitution wieder herauszukommen. Viele der Männer wurden schon in ihrer Kindheit von Angehörigen vergewaltigt oder geschlagen. Sie steigen oft schon mit 9-12 Jahren in die Prostitution ein und leben auf der Straße. Die Mitarbeiter gehen auf die Straße (Outreach), direkt zu den Männern und kommen mit ihnen ins Gespräch, bauen Verbindungen auf und laden sie in das Haus der Ministry ein. Alle Ü18-jährigen konnten diese Arbeit auch ausprobieren. Nach einem kurzen Briefing von Kathy zogen wir in Zweiergruppen los Richtung "Boystown", so heißt das Viertel, und suchten Gespräche. Wir haben schnell gemerkt, dass das gar nicht so einfach ist und haben viel eher beobachtet. Zwei von uns haben es aber sogar geschafft, Kontakt mit einem Prostituierten aufzunehmen. Dann machte uns jedoch der Regen auch noch einen Strich durch die Rechnung. Innerhalb von Sekunden waren wir bis auf die Knochen nass. Trotzdem war es eine beeindruckende Erfahrung, aus der wir viel lernen können. Dort haben wir die "schmutzige" Seite Amerikas kennengelernt. Um 3 Uhr kamen wir erschöpft, aber sehr zufrieden im Youth Hostel an.

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