Auf den Spuren von drei Weltreligionen - Rückblick auf das interkulturelle KinderCamp im EKJZ
Am ersten Tag machten sich die Kinder zu Fuß auf den Weg von der Ev. Kirche in Valdorf zur Ev. Kirche in Wehrendorf. Jakobsmuscheln zeigten ihnen den Weg. In den Muscheln fanden sie Begriffe aus dem Christentum, dem Judentum und dem Islam. Diese Begriffe wie z. B. Taufe, 5 Säulen des Islams, Nächstenliebe, Auferstehung von den Toten konnten sie in den Wehrendorfer Kirche zu der jeweiligen Religion zuordnen. Viele Dinge waren für die Kinder eindeutig, aber manche Sachen wussten sie nicht:
„Wer betet eigentlich das Apostolische Glaubensbekenntnis?“ Wie wird man Muslim? Wo gehört die Feindesliebe hin? Kennen die Muslime eine Gebetskette?“ Zu welcher Religion gehören die 10 Gebote? Glauben alle an die Auferstehung?“
Am ersten Tag wurden erst einmal Fragen gesammelt, die in den nächsten Tagen immer mehr geklärt werden konnten.
Manchmal waren auch Dinge durcheinander geraten. So erzählte ein Kind, dass im Valdorfer Gemeindehaus auf einem Bild Martin Luther den Koran in der Hand hält, weil das abgebildete Buch genauso groß war wie der am Tag zuvor gezeigte Koran. Aber viele Kinder wussten, dass das nicht sein konnte, weil Martin Luther ja die Bibel vom lateinischen ins deutsche übersetzte hatte und nichts mit dem Koran zu tun hatte.
Am zweiten Tag besuchte die Gruppe den Türkisch – Islamischen Gebetsraum in der Steinsteinstraße in Vlotho. Empfangen wurde sie von dem 22 jährigen Iman, der freundlich und offen die vielen Fragen der Kinder und ihrer Mitarbeiter beantwortete. Im Gebetsraum der Männer zeigte er die traditionelle Gebetskleidung des Imans und die Schriften an den Wänden, verteilte Gebetsketten zum Kennen lernen und sein Bruder las eine Sure aus dem Koran auf arabisch vor und nahm die Gebetshaltung ein, damit die Kinder sich das Gebet vorstellen konnten. Es war erstaunlich wie interessiert die Kinder waren und wie viel sie über das Christentum wussten und dadurch gezielt nachfragen konnten, ob es vergleichbare Dinge im Islam gab. So stellten sie fest, dass ein Altartisch fehlt, aber sie entdeckten ein kleines Minarett. Es gab auch keine Bilder, aber Kalligraphie. Es gab keine Empore aber dafür Stufen, die symbolisch ins Paradies führen.
Am Mittwoch besuchten die Kinder die Synagoge in der Kampstraße in Minden und wurden vom ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Empfang genommen. Auch hier wurde die Gruppe freundlich aufgenommen und jede Frage wurde beantwortet. Die Kinder bestaunten die unterschiedlichen Größen der 6 Thorarollen, die hinter einem Vorhang, ähnlich wie früher im Tempel, aufbewahrt werden. Sie waren alle nach 1950 aus Israel gekommen und waren alle mit der Hand aufgeschrieben worden. Die Kinder waren sehr überrascht, dass Gottesdienste dort 3 – 4 Stunden dauern und dass die Thora, die auf hebräisch verfasst ist, immer noch in der Originalsprache gelesen wird, das bedeutet, dass die Kinder erst ein Wort verstehen, wenn sie hebräisch können. Zu der Gemeinde gehören 6 jüdische Kinder, die einmal in der Woche von einem Rabbiner, der extra aus Münster anreist, in hebräisch unterrichtet werden. Die Kinder entdeckten in der Mitte der Synagoge einen Tisch, den sie auch aus christlichen Kirchen kannten. Ein ewiges Licht leuchtete den Besuchern entgegen, dass die katholischen Kinder kannten. Nach dem Mittagessen ging es weiter in den Mindener Dom. Hier übernahmen die katholischen Kinder die Führung, beantworteten viele Fragen und halfen anderen Kindern Gegenstände zu finden, die auf Bildern, die Mitarbeiter verteilt hatten, abgebildet waren. Der riesige Dom als Bauwerk mit der besonderen Akustik beeindruckte die Kinder. Es gab an jeder Ecke etwas zu entdecken. Der Taufstein im Eingang, der kostbar gestaltete Hochaltar und die große Orgel, sowie die Mariendarstellungen und die Skulpturen von den Heiligen faszinierten die Kinder. Von der Allmacht und Größe Gottes hatten sie in der Woche an ganz unterschiedlichen Stellen immer wieder etwas gehört. Hier war es für alle Kinder noch einmal in einer ganz besonderen Art veranschaulicht worden.
Auf der Reise durch die Woche konnten sich die Kinder auch selbst ausprobieren:
Es wurden Wege im wandelnden A, über die Leonardobrücke, über das Pfadfinderquadrat oder über die Hängebrücke zurückgelegt. Es wurden als Wegzehrung Fladenbrote und Stockbrot gebacken. Es wurden Fackeln und Flöße gebaut, T-Shirts und Phantasiebilder gemalt und Schmetterlinge aus Holz mit dem Brennpeter gestaltet. Auch beim Essen gab es Speisen aus verschiedenen Ländern zu probieren. Zur Erinnerung an die Woche bekam jedes Kind eine Postkarte von dem „Engel der Kulturen – dem Kunstprojekt zur Förderung des interkulturellen Dialogs“ und einen emaillierten Anhänger: als Kreuz, als Friedenstaube oder als Friedenszeichen.
„Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs!
Wie auch immer wir dich nennen:
Du bist unser Gott.
Mach, dass die Menschen unterschiedlicher Religionen sich vertragen;
Gib Frieden zwischen den Menschen -
auch bei uns!
Bewahre uns auf den Wegen, die wir gehen.
Amen.“ Almut Mensen-Etzold
Gefördert wurde das Interkulturelle Kindercamp von Weite wirkt – Reformation und die Eine Welt 2016 der Ev. Kirche von Westfalen